Weinprobe in Lodi – Qualitätsenklave im Central Valley
Kurz bevor die Welt wegen dem Coronavirus eine andere wurde, war es mal wieder Zeit für eine Weinprobe in Kalifornien. Ich habe einen zusätzlichen freien Tag in San Francisco genutzt, um den Yosemite Nationalpark bei besten Wetter zu besuchen. Meiner Meinung nach einer der schönsten Nationalparks der USA überhaupt. Auf dem Weg fährt man durch das sog. Central Valley, welches mengenmäßig das wichtigste Weinanbaugebiet von Kalifornien ist. Stehen die AVA Napa und Sonoma für die qualitative Speerspitze, so hat sich das Central Valley eher einen Namen durch die großen Produzenten wie bspw. Gallo gemacht. Aber es gibt ein kleines rebellisches Dorf, östlich von San Francisco, dass in mitten von Massenproduktion versucht, anständige Weine zu keltern: LODI Ich war also sehr gespannt, ob das für kalifornische Verhältnisse niedrige Preisniveau auf gute Qualität trifft.
Ich machte mich also auf den Weg für eine Weinprobe in Lodi. Ich holte mir ein paar Tipps von kalifornischen Bekannten, welche Weinerzeuger einen Besuch wert sind. Vielen Dank an dieser Stelle nochmals an Claudia Schug und MW Nova Cadamatre!
Michael David Winery
Meine erste Weinprobe war bei Michael David Winery am westlichen Stadtrand. Es handelt sich dabei um einen ziemlichen großen Betrieb mit allem was das amerikanische Herz begehrt: Restaurant, Merchandising, Tasting Room, Picknick Area, Farm Stall etc. Die Etiketten der Weine sind recht aufwendig gestallten und auffällig mit Anlehnung an Filme. Die Verkostung an sich war leider nicht sehr ambitioniert. Schöne Abwechslung war das Verkostungsglas ohne Stil, welche auch als kleinen Give away verschenkt wurde. Zu den Weinen: Leider waren alle Weine nicht sehr überzeugen, weil die Säure künstlich, schlecht integriert und irgendwie zugesetzt gewirkt hat
Mettler Family Vineyard
Weiter ging’s anschließend zu Mettler Family Vineyard im Osten der Stadt, dass schon deutlich kleiner ausfiel und mit einer tollen Auffahrt, eingerahmt durch die eignen Rebanlagen, glänzte. Dort ist mir eine bis dahin mir unbekannte Erziehungsform für Reben (Art und Weise wie die Pflanze quasi wachsen darf). Man könnte sie als Hochstammbuscherziehung nennen, die sich für ertragsschwache Rebsorten in trockenen Gebieten eignet; also ziemlich ideal für Lodi. Interessant fand ich, dass dieses Weingut auch Pinotage anbaut, den man ja eigentlich hauptsächlich auch Südafrika kennt. Der Zinfandel hat mir am besten gefallen (davon hab ich mir auch eine Flasche mitgenommen). Der Albarino fand ich viel zu breit; kein Wunder, denn eigentlich müsste das Klima im Central Valley für ihn zu warm sein.
Klinker Brick Winery
Gleich ums Eck lag Klinker Brick Winery. Auch hier findet sich wieder ein sehr breiter Rebsortenspiegel aus Italienern, Franzosen und den üblichen Verdächtigen wie Cab Sav und Zinfandel. Eine „Spezialität“ gab es aber auch: Dolcetto! Den fand ich durchaus gelungen und lecker.
Acquiesce Vineyards
Mein nächster Stop war bei Acquiesce Vineyards, die mit ihrer ausschließlichen Produktion von Weißwein im Stiel des französischen Rhonetals eine Besonderheit darstellen. Das ganze Sortiment zeigt eindrucksvoll, dass Lodi sich auch gut für weiße Rebsorten eignet, wenn man das entsprechende KNowhow hat und auf strikt auf Qualität setzt. Alle Weine waren durchweg komplex, von einer frischen, angenehmen Säure strukturiert und sehr gefällig. Was ich überzeigend fand, ist die Fokussierung auf Rebsorten einer einzigen Region, weil man das Klima in Lodi einfach für passend hält. Mit den angebotenen Rebsorten könnte dieses Weingut tatsächlich in Südfrankreich stehen: PicpoulGrenache Blanc, Viognier (blumig, komplex), Roussanne
Bokisch Vineyards
Den Schlusspunkt und letzte Weinprobe setze Bokisch Vineyards. Hier ist die Ausrichtung etwas mehr in Richtung Spanien in Bezug auf die eingesetzten Rebsorten: Albariño (auch hier zu fett), Garnacha<span „>, Graciano, Tempranillo (besonders die Reserva kam mir gelungen vor); aber eben auch noch eine ganze Latte an Franzosen. Somit ist auch hier das Sortiment so umfangreich, dass man die Fokussierung und Perfektion zumindest in Frage stellen kann.
Zusammenfassend muss man festhalten, dass der Rebsortenspiegel hier noch sehr breit gefächert ist. Die roten Rebsorten und allen voran Zinfandel dominieren zwar, aber es wir mit vielen weiteren Rebsorten „experimentiert“, die aus allen Herrenländer kommen (Rhone, Provence, Piemont, Rioja, etc.). Somit gilt hier ähnliches wie für Santa Barbara: in vielen Fällen, wäre weniger etwas mehr!
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